Erfahrungsbericht zum 4-monatigen Aufenthalt in Seinäjoki, Finnland
Zum Verfassen meiner Abschlussarbeit habe ich 4 Monate an der Seinäjoki University of Applied Sciences (SeAMK) in Seinäjoki in Finnland verbracht. Der Aufenthalt in Finnland begann im Juni 2021 und endete Anfang Oktober 2021.
SeAMK ist eine sehr schöne Institution und alle Mitarbeiter sind sehr freundlich, liebenswürdig und hilfsbereit. Den Studenten stehen viele Möglichkeiten zur Durchführung ihres Studiums bereit, u.a. viele sehr gemütliche Arbeitsplätze und eine gut ausgestattete Bibliothek. Es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre am Campus, die zum Lernen motiviert. Bevor es richtig mit dem Studium los geht, gibt es auch eine sehr ausführliche Einführung in alle verfügbaren Möglichkeiten, sodass man von Beginn an alles in vollem Umfang nutzen kann.
Falls Fragen aufkommen oder Hilfe benötigt wird, bekommt jeder Austauschstudent einen Tutor zugewiesen, an den man sich jederzeit wenden kann, wenn man ein Problem hat, egal ob es mit der Uni zu tun hat oder nicht. Das ist besonders nützlich, wenn man sich am Anfang noch nicht sehr gut in der Stadt und auch nicht mit der finnischen Kultur und dem Leben in Finnland auskennt.
Die Unterkunft habe ich bei Sevas gemietet, eine Vermittlung, die explizit Studentenunterkünfte anbietet, die etwa 5-10 Gehminuten vom Campus entfernt liegen. Es gibt mehrere Arten von Unterkünften, aus denen man wählen kann. Ich habe mich für eine 2-er WG entschieden. Der Antrag auf eine Unterkunft wird online ausgefüllt und ist sehr einfach und schnell erledigt und es gibt immer genug Platz für die Austauschstudenten. In den Unterkünften gibt es außer einem Bett, einem Schreibtisch, einem Stuhl, einem Schrank und einer Kommode keine weitere Einrichtung. Das heißt, es gibt auch keine Küchenutensilien wie Geschirr, Töpfe und Pfannen usw. Was u.a. in der Miete inbegriffen ist, ist die Möglichkeit, die Waschmaschinen und Trockner zu nutzen, die von allen Anwohnern geteilt werden, die Saunanutzung und eine Internetverbindung (die steht für jeden Mieter separat zur Verfügung).
Angereist bin ich mit dem Auto und der Fähre von Travemünde nach Helsinki. Das kann ich jedem empfehlen. Dafür gibt es mehrere gute Gründe. Der erste Grund ist, dass, wie oben erwähnt, keine weitere Einrichtung in der Unterkunft vorhanden ist. Da die Preise in Finnland eher hoch sind, lohnt es sich hier mit dem Auto anzureisen und möglich viel Equipment und Einrichtung aus Deutschland mitzubringen. Außerdem sind die Distanzen zwischen verschiedenen Städten sehr groß und durch das Auto war es mir möglich, ganz flexibel verschiedene Orte zu besuchen. In Seinäjoki selbst braucht man das Auto allerdings nicht zwingend, hier ist alles sehr gut fußläufig erreichbar. Was sich jedoch definitiv lohnt, ist ein Fahrrad.
Wenn man alleine reist, ist die Fährverbindung Travemünde-Helsinki sehr gut, da man weniger mit dem Auto fahren muss als bei einer Anreise über Dänemark und Schweden. Auf der Fähre kann man eine Kabine buchen und sich ausruhen. Die Fährfahrt dauert ca. 29 Stunden.
Aufgrund der hohen Preise lohnt es sich, in verschiedene Läden zu gehen und die Preise zu vergleichen. Auch gibt es einige Läden, die ausschließlich gebrauchte Dinge anbieten, wie eine Art Flohmarkt. Möchte man allerdings keine gebrauchten Dinge kaufen, sind Tokmanni, Sopuraha und die Supermärkte eine gute Wahl.
In Seinäjoki gibt es ein Einkaufszentrum namens Ideapark mit vielen schönen Geschäften, Restaurants und Cafés sowie Angeboten für verschiedene Aktivitäten, beispielsweise Bowlen und Minigolf. Es lohnt sich definitiv, Ideapark zu besuchen. Wenn es einem zu weit ist, von der Unterkunft zum Ideapark zu laufen, gibt es die Möglichkeit, den Bus zu nutzen. Im Stadtzentrum von Seinäjoki gibt es einige Bars, Cafés und Restaurants, in denen man den Abend nach einem langen Tag ausklingen lassen kann. Weiterhin gibt es ein Kino. Meist werden die Filme in der Originalsprache ausgestrahlt, daher kann man auch diese Möglichkeit nutzen, wenn man sich vorher über die Ausstrahlung informiert.
In Finnland gibt es auch überall öffentliche Grillplätze in der Natur, welche super sind, um mit mehreren Leuten am offenen Feuer zu grillen und einen schönen Abend zu verbringen.
Ein weiteres lohnenswertes Ziel in Seinäjoki ist der See Kyrkösjärvi und das umliegende Waldgebiet für einen kleinen Ausgleich zum Stadtleben. Auch hier gibt es im Sommer viele Möglichkeiten für verschiedene Aktivitäten wie Stand-Up-Paddling oder Frisbee-Golf.
Generell gibt es viele Möglichkeiten, sich draußen aktiv zu betätigen. So kann man einige öffentliche Plätze finden für Fitness-Übungen und es gibt viele schöne Wege für einen Spaziergang oder zum Joggen. Bei einem Aufenthalt im Sommer gibt es viele öffentliche Badestrände an den Seen (u.a auch am See Kyrkösjärvi). Man sollte es sich auf keinen Fall entgehen lassen, einmal im See schwimmen zu gehen.
Nahe der Unterkunft (vor der Bibliothek), direkt am Fluss, gibt es einige Holzbänke, deren Anordnung an ein Theater erinnert. Dort trifft man im Sommer viele Leute und es bietet sich nicht nur als Treffpunkt, sondern auch als Ort zum Lernen im Freien an.
Für Ausflüge in näherer Umgebung bieten sich die Städte Vaasa und Jyväskylä an. Beide Städte haben unter anderem sehr interessante Museen, Veranstaltungen und Aktivitäten zu bieten. In Jyväskylä gibt es beispielsweise auch die Möglichkeit, an einer Bootstour teilzunehmen. Weiterhin lohnen sich Ausflüge zum Zoo Ähtäri und zum berühmten Einkaufszentrum Keskinen Brothers, welches auf dem Weg zum Zoo liegt. Dieser ist recht bekannt für die Pandabären, aber es gibt v.a. auch viele Tiere, die in der finnischen Natur beheimatet sind, z.B. Braunbären und Elche.
Ein Muss ist meiner Meinung nach auch der Besuch von Kristiinankaupunki, einem kleinen Ort, in dem es (fast) ausschließlich nur Holzhäuser gibt.
Natürlich gibt es noch vieles mehr, was man machen und erleben kann. Alles in allem kann man aber sagen, dass es sich wirklich lohnt, die Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes zu nutzen, um viele neue Dinge und kulturelle Unterschiede kennen zu lernen.
Carolin Müller
MSc, Austauschstudentin an der SeAMK bis Ende April 2022